koenigjohannes - projekt interstrukturen



 

interstrukturen

 

Strukturen anderer Musikstücke, anderer Musikwerke werden als Anregung für die eigene Musik genommen. Damit wird einerseits auf die Strukturen anderer Musik angespielt, andererseits das eigene Musikmachen vor einen bereits besetzten Hintergrund gestellt - und legitimiert?
"Strukturen" können dabei sein: Materialausschnitte, Tonhöhe, Tonart, Tempo, rhythmische Phrasierungen, harmonische Strukturen aus Filmmusik, Pop und Rock, Sinfonien. Neben Musikwerken kommen auch allgemein Klangereignisse in Betracht, etwa das Stimmen eines Cellos auf die Tonhöhe eines Klaviers.
Die Strukturen geben Impulse, Neues zu kreieren, sie sind strukturbildend. Sie werden bearbeitet (geschnitten, verfremdet) und in neue musikalische Kontexte gesetzt (mit anderen Klängen kombiniert). Für die entstehende Musik bestimmen sie vielleicht Tonart und Tempo, charakteristische rhythmische Phrasierungen, bilden die harmonische Struktur heraus oder fallen "nur" durch einen dominierenden Klang auf.
"Interstrukturen" stellen den Versuch dar, dialogische Beziehungen zwischen der eigenen Musik und der Musik anderer herzustellen. Dabei ist es unwichtig, die andere Musik beim Namen zu nennen, da es sich hier nicht um Zitate, Interpretationen oder Remixe handelt.
Jede verwendete fremde Struktur repräsentiert einen subjektiv bedeutsamen besonderen musikalischen Aspekt, der, so gesehen, auch in anderen Musikstücken vorkommen mag: ein langer Akkord, gespielt von den Streichern eines Sinfonieorchesters, ein Gitarrenriff... Es geht also nicht um genau das Musikstück, aus dem eine Struktur stammt, sondern die Idee dahinter, die sich, allgemein gesehen, auch in anderen Musikstücken wiederfindet.
Damit werden einerseits Referenzen zu anderer Musik aufgebaut, andererseits bleibt eine "Beweisbarkeit der Herkunft" offen - und wird nicht beansprucht. Musik wird nicht neu aus dem Nichts geschaffen, sondern nur aus dem, was schon da ist, neu strukturiert. Vermeintlich entzifferbare Namen in normalsprachlicher Form führen da eher zu Verwirrung denn zu Klarheit. (Berlin 2003)